mobisaar will Menschen bewegen

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Mobilitätsbarrieren im ÖPNV müssen saarlandweit abgebaut werden

mobisaar erleichtert mobilitätseingeschränkten Menschen die Nutzung von Bus und Bahn und möchte die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, auch in ländlichen Gegenden im Saarland, sichern. Die Dienstleistungen und Techniken, die im Rahmen von mobisaar entwickelt werden, sollen dazu beitragen, bestehende Barrieren im ÖPNV zu überwinden und damit die Attraktivität des öffentlichen Verkehrsangebotes zu verbessern.

mobisaar aus bundesweit insgesamt 187 Projektvorschlägen zur Förderung ausgewählt

Neben vier weiteren Projekten wurde mobisaar vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Wettbewerb „Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel – InnovaKomm“ unter insgesamt 187 Bewerbern ausgewählt. Die fünf Projekte werden seit dem 1. November 2015 mit rund 23 Mio. Euro gefördert. Das finanzielle Volumen des mobisaar-Projektes umfasst mehr als 8 Mio. Euro. Der Förderanteil des BMBF beläuft sich auf 59 Prozent, also rund 4,8 Mio. Euro. Das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr finanziert zusätzlich die Erfassung der Haltestelleninfrastruktur im saarVV.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sagte bei der offiziellen Veranstaltung: „Wir möchten den Saarländerinnen und Saarländern den Zugang zum ÖPNV erleichtern. Dazu gehört auch, dass wir attraktive Angebote für bestimmte Interessengruppen schaffen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es wichtig, dass wir auch ältere Bürgerinnen und Bürger weiter im ÖPNV mitnehmen. mobisaar ist ein tolles Angebot, um auch im Alter mobil und unabhängig zu bleiben.“

Für Franz Müntefering, den Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und Redner bei der mobisaar-Startveranstaltung, hat das Thema Mobilität einen hohen Stellenwert: "Bewegung ist Lebensqualität, auch im Alter. Sich selbst bewegen oder mit Hilfe mobil sein, das ist viel wert".

Wichtig sind innovative Projekte wie der mobisaar-Lotsenservice, der mobilitätseingeschränkten Menschen den Zugang zum ÖPNV auch dort erleichtert, wo die infrastrukturelle Barrierefreiheit heute noch nicht vollständig gewährleistet ist.

Mehr als andere Regionen ist das Saarland vom demografischen Wandel betroffen. Bis 2030 wird die Zahl der über 75-Jährigen stark zunehmen. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die öffentliche Daseinsvorsorge, zu der auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gehört. Dabei steht der ÖPNV vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen wird sich seine Kundenstruktur stark ändern, zum anderen wird die Versorgung auf dem Land immer schwieriger, da die Nachfrage tendenziell sinkt und angesichts der Schuldenbremse mit geringeren staatlichen Ausgleichszahlungen gerechnet werden muss.

Neben den Älteren sind auch Menschen mit Behinderungen auf ein entsprechendes Angebot im ÖPNV angewiesen. Fast 11 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer leiden unter einer Behinderung, mehr als die Hälfte davon an einer erheblichen Gehbehinderung. Nach den Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) muss bis zum Jahr 2022 durch eine vollkommene Barrierefreiheit des ÖPNV diesen besonderen Belangen entsprochen werden.

Mobilität auch in ländlichen Gegenden sichern

mobisaar hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Mobilität im öffentlichen Verkehr sicherzustellen, für alle Menschen – auch in ländlichen Gegenden des Saarlands. Der Lotsenservice richtet sich an alle, die kein Auto haben und trotzdem mobil sein wollen oder müssen. Er richtet sich auch an Personen, die es sich nicht zutrauen, allein mit Bus und Bahn unterwegs zu sein, weil sie z. B. schlecht sehen oder hören, im Rollstuhl sitzen oder einen Rollator benötigen.

Prof. Dr. Daniel Bieber, Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso): „Wie die Begleitservices in Berlin und Düsseldorf zeigen, gibt es einen großen Bedarf nach dieser Dienstleistung. Wir zeigen nun, wie man so etwas in Stadt und Land machen kann, ohne dass es Millionen kostet. Dazu brauchen wir aber nicht nur intelligente Technik, sondern auch viele Ehrenamtliche und Menschen, die aus dem öffentlich geförderten Beschäftigungssektor bezahlt werden.“

Auch ehrenamtliche Lotsen sollen zum Einsatz kommen

Eingesetzt werden zunächst „hauptamtliche Lotsen“. Dabei handelt es sich um Personen, die aktuell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und im Rahmen dessen diese Aufgabe übernehmen können. Finanziert wird der Einsatz durch die Jobcenter im Saarland. Das Lotsennetz soll im Verlauf des Projektes vor allem in den ländlichen Regionen durch ehrenamtliche Lotsen ergänzt werden. Deren Kerndienstleistung umfasst: Ein- und Ausstiegshilfe oder Begleitservice, verbunden mit einem eigens entwickelten Programm für das Smartphone, einer Fahrgast-App und einer Lotsen-App. Der Lotsenservice ist auch per Telefon oder per E-Mail zu buchen.

Darüber hinaus sollen für Regionen mit einem geringen ÖPNV-Angebot Mitfahrgelegenheiten im Auto organisiert werden. Zur Koordination der Mitfahrgelegenheiten wird eine zusätzliche App für „spontan freiwillige Lotsen“ (Autofahrer, die spontan eine Mitnahme in ihrem PKW zusagen) entwickelt. Neu ist auch, dass über die Bahnhofsmission Saarbrücken eine Begleitung in Zügen angeboten wird.

Die zentrale Stelle zur Koordination der Fahrten für mobisaar ist das neugegründete saarVV Call- & Abo-Center, welches bei der Saarländischen Nahverkehrs-Service GmbH angesiedelt ist und Kunden und Lotsen als Ansprechpartner bei Fahrtbuchungen, Fragen oder Problemen mit dem mobisaar-Service unterstützt.

Saarlandweite Umsetzung bis April 2019 geplant

Das Projekt startete im November 2015 im Regionalverband Saarbrücken. Dabei wurde zunächst der Mobia-Service der Saarbahn weitergeführt. Andreas Winter, Geschäftsführer der Saarbahn, die auch die Projektleitung für mobisaar innehat, kann dabei auf das Know-how aus dem Vorgängerprojekt Mobia zurückgreifen: 

Im Sommer 2016 soll der mobisaar-Service auf den Saarpfalz-Kreis und den Landkreis Saarlouis ausgedehnt werden. In den Jahren 2017 bis 2019 werden die weiteren Landkreise sukzessive in das Projekt einbezogen, so dass ab 2019 ein saarlandweites Angebot vorhanden ist, das in dieser Form auch auf andere Regionen in Deutschland übertragen werden kann.

Die Projektpartner

Saarbahn GmbH

Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) e. V.

Die B2M Software GmbH

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI)

Der Saarländische Verkehrsverbund (saarVV)

Die Neue Arbeit Saar gGmbH (NAS)

Sozialverband VdK Saarland e.V. 

Landesarbeitsgemeinschaft PRO EHRENAMT e. V.

Ökumenische Bahnhofsmission

Ihre Ansprechpartner bei mobisaar:

www.mobisaar.dehttp://www.mobisaar.de

Saarbahn GmbH

E-Mail: mobisaar@saarbahn.de 

Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)
E-Mail: bieber@iso-institut.de bieber@iso-institut.de