Ein eindrucksvoller Film zeigt Defizite und Chancen auf dem Weg zum Bildungserfolg

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Lernpaten Saar geben Kindern eine Orientierung, stärken die Persönlichkeit - eine großartige Bilanz

Im Rahmen der ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung" wurde der Film von Herbert Mangold am Do, den 14.November im SR-Fernsehen, 20.15 - 21oo Uhr, ausgestrahlt.  

Wer in der Schule aufpasst, schreibt gute Noten und bekommt später mal einen tollen Job. Das klingt plausibel, aber so einfach ist es leider nicht (mehr). Denn der Schulerfolg hängt gerade in Deutschland  immer noch sehr stark vom Elternhaus ab.  

Doch viele Mütter und Väter sind überfordert, weil sie selbst nicht studiert oder keine gute schulische Ausbildung haben, wenn sie schlecht Deutsch sprechen, das deutsche Bildungssystem nicht kennen oder so stark mit ihrem eigenen (Über-) Leben gefordert sind, dass keine Zeit und Kraft mehr bleibt.  

Viele Kinder schaffen es dann trotz vorhandener Begabung nicht, in der Schule erfolgreich zu sein und ihren Weg zu gehen. Das ist nicht nur ungerecht, sondern zerstört auch Lebenschancen und verstärkt später den Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung.

Hier kommen die Lernpaten ins Spiel. Seit 2015 sind sie im Saarland aktiv - als gemeinsame Initiative der Stiftung Bürgerengagement Saar und der Landesarbeitsgemeinschaft PRO EHRENAMT e.V.

Sie sagen von sich selbst: Wir sind keine Nachhilfelehrer und bieten auch kein Bespaßungsprogramm. Sondern: Wir bieten Kindern eine ganzheitliche Lebenshilfe, die sonst keine guten Startbedingungen im Leben haben. Diesen Gedanken hört man immer wieder, wenn man mit den Lernpaten aus dem Saarland spricht. Zwischen 150 und 200 Ehrenamtliche begleiten vor allem Grundschüler, die auf den ersten Blick nur schlechte Noten haben. Doch auf den zweiten Blick wird klar: Die Probleme gehen oft tiefer und können durch Nachhilfe allein gar nicht gelöst werden.                                        

Die Kinder

Da ist zum Beispiel Florian. Er kam auf seiner bisherigen Schule nicht richtig klar. Jetzt hat er zu einer neuen Schule gewechselt. Dabei hilft ihm seine Lernpatin. Dabei geht es nicht nur um die schulischen Leistungen. Ihm fehlen die  Alltags-Kenntnisse, soziale Erfahrungen und kommunikative Souveränität. Die Patin hilft ihm sein Mäppchen zu  organisieren, schubst ihn ab und zu, dass er zum Beispiel bei einem Ausflug auch beim Aufsichtspersonal eine Frage stellt. Oder Adiam aus Eritrea. Sie lebt mit ihren vier weiteren Geschwistern im Saarland. Die Eltern sprechen wenig Deutsch, kennen sich mit dem Leben hier nicht so gut aus. Ein Land, mit unbekannten Sitten, Normen und Werten. 

Die Patenschaft

Die Treffen der Schüler/innen mit den Lernpaten finden in der Regel einmal in der Woche statt - für etwa zwei Stunden und möglichst immer zur selben Zeit am selben Ort. Zwei Jahre lang sollen sich die Kinder mit ihren Paten treffen. So kann ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Sehr wichtig sind dabei auch außerschulische Unternehmungen (Sport, Theater, Musik, Kino, Ausstellungen) – sie sollen helfen, das Selbstvertrauen zu stärken, den Kindern Anregungen und Einblicke in Orte und Lebenswelten zu geben, die sie sonst nie kennengelernt hätten. Die Kinder sollen nicht nur Fakten für die Schule, sondern auch möglichst viel für und über das Leben lernen.  

Durch diese ganzheitliche Förderung wird eine Grundlage für selbstreguliertes, lebenslanges Lernen gelegt. Nicht vorgesehen sind Treffen bei den Eltern oder bei den Lernpaten zuhause. Trotz aller Nähe soll eine professionelle Distanz gewahrt bleibenGerade weil die Lernpaten keine Lehrer oder Eltern sind, können sie als neutrale Ansprechpartner einen anderen Zugang zu den Kindern entwickeln. Viele Pat/innen investieren mehr Zeit als eigentlich vorgesehen. Besonders dann, wenn sie erkennen, dass ihre Arbeit wirklich auf fruchtbaren Boden fällt und ihren Schützlingen einen besseren Start in die Schulkarriere und ins Leben ermöglicht. 

Damit die Zusammenarbeit zwischen Paten, Kindern, Eltern und Schule möglichst gut funktioniert und von niemandem auf die leichte Schulter genommen wird, schließen alle untereinander einen Vertrag ab. Alle müssen unterschreiben und bereit sein, mitzumachen. Denn nur wenn man gemeinsam an einen Strang zieht, kann das mit der Persönlichkeitsentwicklung und Lebenshilfe klappen.   

Die Unterstützung für die Paten

Die Pat/innen werden nicht ins kalte Wasser geworfen. Vor ihrem Einsatz erhalten sie eine Schulung durch Fachleute. Dabei geht es um Lernmethodik, Gesprächsführung oder Rechtsfragen rund ums Kindeswohl. In Rollenspielen und Fachvorträgen lernen die angehenden Paten, wie sie mit schwierigen Lebenssituationen umgehen können, wie das Schulsystem aufgebaut ist sowie entwicklungspsychologische Grundlagen.  Auch während der Betreuung gibt es sogenannte Netzwerktreffen. Und bei weitergehenden Problemen gibt es immer die Möglichkeit, mit Profis und Hauptamtlichen zu sprechen. Niemand soll mit diesem oft erfüllenden, aber häufig auch sehr anspruchsvollen Ehrenamt alleingelassen werden.  

Im Anschluss an den Film diskutiert Norbert Klein im Studio mit zwei fachkundigen Gästen über die Möglichkeiten und Grenzen des Lernpaten-Projekts und die Frage, welche sonstigen Möglichkeiten es gibt, Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung ihres vollen Potenzials in der Schule und als Persönlichkeit zu helfen.  

Hans Joachim Müller ist Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt und war lange Jahre selbst als Lehrer tätig.  

Der Soziologe und Dozent Dr. Armin Kuphal hat sich jahrzehntelang wissenschaftlich mit Ausbildungsthemen beschäftigt und gleichzeitig in der Gemeinwesenarbeit engagiert.

Sie können den Film und die Diskussion abrufen in der SR-Mediathek

 Hier ist der Link zur Mediathek: 

Pro Ehrenamt:
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