Verfolgt man aufmerksam die Saarbrücker Zeitung, so kann man feststellen, dass nicht nur das Land, sondern auch die Landeshauptstadt Saarbrücken auf der Suche nach ehrenamtlich engagierten Bürgern und Bürgerinnen ist, um bestimmte Aufgaben des Staates zu übernehmen.
So sucht Umweltminister Reinhold Jost (SPD) dringend Fliegenfänger. Und das ist kein Witz. Das Umweltministerium wäre froh, wenn sich jemand ehrenamtlich – quasi im Staatsauftrag – auf Fliegenjagd begeben würde. Das sagt Andreas Werno vom Zentrum für Biodokumentation des Ministeriums in Reden. Er erarbeitet mit Kollegen gerade die Rote Liste 2020, die kurz vor der Veröffentlichung steht und einen kompletten Überblick über die im Saarland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten gibt. „Dabei helfen uns ehrenamtliche Naturbeobachter, die sich auf bestimmte Arten konzentrieren und dann in unserem Auftrag Beobachtungen durchführen. Leider haben wir gar keinen Bearbeiter für die Gruppe der Fliegen. Die Mücken gehören da gar nicht dazu, die sind wieder etwas Eigenes“, sagt der Experte, der 100 Naturbeobachter auf seiner Liste hat. „Die meisten haben aber an der Roten Liste 2010 mitgearbeitet und stehen aus Altersgründen bald nicht mehr zur Verfügung. Wir suchen dringend Naturbeobachter und haben daher Kurse ausgeschrieben. Der erste widmet sich der Höhlenfauna, wozu wir mit den Teilnehmern in Reden einen begehbaren Kanal untersuchen werden. In der Hoffnung, dass die angeleiteten Laien danach selbst Beobachtungen machen und an das Zentrum melden. Zum Einfangen von Insekten und zum Betreten von Naturschutzgebieten bekommen die Naturbeobachter Ausnahmegenehmigungen des Ministeriums. Denn ohne die dabei gewonnenen Daten kann die Rote Liste nicht erstellt werden“, sagt Werno.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken sucht dieses Jahr ehrenamtliche Helfer, die Amphibien retten möchten. Ein erstes Informationstreffen gibt es am Freitag, 17. Januar, ab 18 Uhr im Clubhaus des Tennisclubs St. Arnual. Mit den steigenden Temperaturen wachen auch winterstarre Amphibien wieder auf. Wenn Kröten, Frösche und Molche die Straßen überqueren, brauchen sie menschliche Hilfe, um nicht überfahren zu werden. Mitarbeiter des Zentrums für Bildung und Beruf Saar (ZBB) stellen dafür im Auftrag des Amtes für Klima- und Umweltschutz Amphibienschutzzäune auf. Diese leiten die Tiere zu eingegrabenen Eimern, in welche sie dann hineinfallen. Gesucht werden Ehrenamtliche, welche die Eimer regelmäßig kontrollieren und die gefangenen Amphibien sicher über die Straße bringen.
Aber auch der Entsorgungsverband Saar, der im Auftrag der Städte und Gemeinden unterwegs ist, setzt und sucht immer Ehrenamtliche, wenn es um das Einsammeln von Müll geht.#
3,2 Millionen Tonnen Müll haben Ehrenamtler im letzten Jahr gesammelt. Jedes Jahr engagieren sich tausende von Menschen im ganzen Saarland und sammeln im Rahmen der Aktion „saarland Picobello“ Müll und Unrat ein, den andere unachtsam hinterlassen.
Gerade an diesen beiden Beispielen kann man feststellen, dass gerade im Bereich des Natur- und Umweltschutzes das Engagement von Bürgern und Bürgerinnen notwendig ist, damit die öffentliche Hand ihre Aufgaben wahrnehmen kann.